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            Die Elegie eines WM-Torhüters

Was sie heut denken und was sie nun fühlen und was sie jetzt sagen,
all die Fans dieser Welt, die mich bewunderten stets.
Wenn sie heut jammern und wenn sie nun fluchen. Wenn sie jetzt klagen,
dass ich nichts wert bin fürs Geld, ich ein Versager nur bin?

Ach, wie so schön war das Leben, als ich zu Hause noch spielte,
fern von dem Jammertal, fern von dem Hort höchster Not!
Dort war’n mir Zweifel unbekannt, ob ich den Ball wohl auch hielte.
Dort war der Freunde Zahl groß wie ein Ameisenberg.

„Herkules zwischen den Pfosten“, das war der Zuschauer Name,
den ich voll Liebe erhielt, weil ich oft ohne Tor blieb.
Ich war Gladiator und Vorbild und Held jeder Fußballreklame,
Wer hat schon Tore erzielt gegen dies Torwartidol?

Dann aber ohne Vorwarnung, ganz aus dem heiteren Himmel,
hier bei der Weltmeisterschaft, traf mich das Elend mit Wucht!
Erstes Spiel, gegen Russland, aus einem Spielergewimmel,
rollt jäh ein Ball ohne Kraft durch meine Beine ins Tor.

Grausam ward’s dann bei unserer Quali im Achtelfinale.
Gleich am Anfang vom Spiel, kurz nach des Schiedsrichters Pfiff,
dribbelte vor mir ein bulliger Stürmer mit irrem Geprahle.
Was mir so gar nicht gefiel – schon lag er plärrend im Dreck.

Rot war die Karte vom Schiri, grell war’n die Zuschauerpfiffe.
Was war das Ende vom Lied? Raus flogen wir aus dem Cup!
Mir an den Kopf warf man später nur noch schmutz’ge Begriffe;
dass unsre Mannschaft ausschied, hat man mir niemals verziehn.

Was werden jetzt die Vereine meines Landes noch zahlen,
oder gar, weltweit verstreut, all jene Champions League Clubs?
Wer will schon so eine Krücke! Wer könnte damit noch prahlen
mit einem Torwart der heut überall Hassfigur ist!

Das war’s mit meiner Karriere! Das war’s mit glücklichem Leben!
Alles vorbei und jetzt aus! Alles nur Traum, der zerplatzt!
In dieser Not werd‘ ich schließlich eine Chance mir noch geben:
streb‘ nun nach neuem Applaus, werd nun ein Tischfußball-Champ!

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