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               Ach, wenn ich ein Dichter wäre ...

Wie schreibe ich wohl ein Gedicht,
das möglichst viele Menschen mögen?

Nehm ich ganz einfache Worte,
die jeder versteht?
Und schreib sie einfach nieder,
wie sie aus meiner Hand rausfließen?

Oder parlier ich äußerst gewählt
für eine exquisite Clientèle?
Und selektiere extraordinäre Expressionen,
für die ein Diktionär fürwahr essentiell wäre?

Schreib ich in Reimen, die die Herzen aufwühlen,
für sensible Naturen mit tiefen Gefühlen?
Oder schreib ich, wie mir der Schnabel gewachsen
für den Leser, der sich vergang’nen Kulturen entfernen will?
Oder wär ein stattlicher Stabreim ein starker Stand,
der manche Menschen mit mysteriös musischen Motiven mühelos mitrisse?

Was ist mit dem Rhythmus des großen Werkes?
Soll er ganz starr und edel sein?
Wo Sprechen und Singen stets möglich wären,
weil alles in festen Bahnen verläuft?
Oder schreib ich,
ohne im geringsten auf die Länge und das Versmaß der einzelnen Zeilen zu achten?

Tja, wenn ich ein Dichter wäre,
müsst ich mir wohl sehr viele Gedanken machen.

 

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